Auf Google ist nun unter dem Namen "Gmundens Schätze" eine eigene Website mit der Domain www.gmundens-schaetze.at erschienen. Um von dessen Inhalt einen Eindruck zu  bekommen, bleiben auch auf dieser Unterseite der Musealvereins-Website einige Informationen stehen. In der neu eingerichteten Website findet man bereits viel mehr Themen detailliert behandelt.   

Wir haben unsere Serie mit einem altehrwürdigen Gebäude, in dem sich Jahrhunderte lang eine besondere Apotheke befunden hat und die vor einigen Monaten ihren Standort in die Georgstraße gewechselt hat, begonnen. Bevor in dessen Räume ein anderer Betrieb einzieht und das Inventar entfernt, wollten wir einem der ältesten Museen des Landes ein Denkmal setzen!

Die Salzkammergut-Apotheke
 


Fotos vom 22. Oktober 2011

Geschichtliches:
Ursprünglich waren Ärzte befugt, eine Hausapotheke zu führen. Eine erste selbstständige Apotheke gab es in Gmunden nachweislich bereits seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts. Ihr erster Eigentümer war ein Jodocus Musculus. Am Marktplatz betrieb dieser bereits um 1604 eine Apotheke. Ihr Standort hat heute die Anschrift Marktplatz 15. (Diese Apotheke gehört zu den ältesten Apotheken des Landes OÖ.) Jodocus Musculus verließ die Stadt Ende 1604. Sie wurde aber von einem nicht namentlich bekannten Apotheker weiter betrieben.
Nachweislich führte ab 1616 Georg Reuttinger die Apotheke. Ihm wurde vom Salzamt folgende Auflage erteilt: Er sollte die armen Kammergutsarbeiter mit preisgünstigen Medikamenten versorgen. Als Entschädigung für die niederen Preise bekam die Apotheke jährlich einen halben Fuder Salz. Da sich der Betrieb offiziell in den Dienst der Kammerarbeiter stellt, bekam dieses Geschäft 1619 den Namen „Salzkammerguts-Apotheke“. In diesem Jahr wurde die Subvention von der Hofkammer an den Gmundner Apotheker Georg Reuttinger verdoppelt.
1669 erwarb Johann Wilhelm de Vette das Eckhaus mit der Konskriptionsnummer C.Z. 26, (früher Traungasse 26, heute Traungasse 5 und 7, auch Marktplatz 15). Um 1670 wurde der Betrieb verlegt.
Zwischen 1669 und 1889 wechselten die Betreiber der Apotheke immer wieder:
ab 1684 Johann Andreas Metzger, ab 1686 Christoph Albrecht Grämbs; ab 1709 Johann Georg Anton Veleiß; ab 1740 Johann Wolfgang Daubenmerkhl; ab 1756 bis 1869 die Apothekerfamilie Hampp.
1888 Im Oktober übernahmen die Brüder Mag. Leopold und Mag. Emmerich Eberstaller die Apotheke.
1889 Im Jänner ging diese samt Haus durch Kauf in den Besitz der Brüder Eberstaller über. Die Leitung der Apotheke übernahm Mag. Emmerich Eberstaller. Haus und Apotheke blieben ab nun im Besitz dieser Familie.
1914 Betreiber Ludwig Molnar v. Vayka, Traungasse 7.
1926 Am 15. März übernahm Mag. Hermann Eberstaller, der Sohn von Mag. Emmerich Eberstaller, die   väterliche Apotheke.
1932 Am 8. Dezember heiraten Mag. Hermann Eberstaller und Mag. Theresia Huber aus Mittersill.
1953 Am 24. Oktober verstirbt Mag. Hermann Eberstaller. Die Leitung der Apotheke übernimmt seine Gattin Mag. Theresia Eberstaller, deren Name noch immer im Firmennamen enthalten ist.
1991 Am 18. März übernimmt Mag. Sigrid Schwayer, die Tochter von Mag. Teresia Eberstaller, die Leitung der Apotheke.
2006 Am 3. April wird Mag. Bernhard Schwayer, der Sohn von Mag. Sigrid Schwayer, mit der Leitung der Apotheke betraut. Bis heute ist sie im Besitz der Familie.
Die Apotheke befand sich seit 1619 ohne Unterbrechung bis Dezember 2018 im Gebäude in der Traungasse 5-7, auch Marktplatz 15. Dann zog die Traditionsapotheke in das im Ortsteil Traundorf gelegene Haus Georgstraße 5 um. Die Übersiedlung wurde Anfang Dezember 2018 im Eiltempo und in aller Stille durchgeführt.  So konnte die Apotheke am neuen Standort bereits am 3. Dezember eröffnet werden.
 KONTAKT
Adresse: Georgstraße 5, 4810 Gmunden
Telefon: +43 (0)7612 / 64164
Fax: +43 (0)7612 / 64164-13
https://www.salzkammergut-apotheke.at/
mailto:info@salzkammergut-apotheke

Aus der Website der „Salzkammergut-Apotheke"
Der einstige Verkaufsraum der Salzkammergut-Apotheke präsentiert sich noch mit einem Deckengewölbe aus dem Jahre 1669.
Der älteste Gegenstand, der den einstigen Verkaufsraum heute noch ziert, ist ein Mörser, der die Jahreszahl 1572 trägt.
   
Ihm gegenüber befindet sich ein metallener Doppeladler, der an die Zeit erinnert, als die Salzkammergut-Apotheke K. u. K. Hoflieferant für die Höfe Cumberland und Braunschweig war. Die noch vorhandene Einrichtung des Verkaufsraums stammt vom Beginn des 20. Jahrhunderts und besteht aus schwarzem Holz mit Einlegearbeiten. Zahlreiche alte Vorratsgefäße aus Glas und Porzellan schmückten die Regale. Den Durchgang zu den Räumen mit den Medikamentenschränken krönt eine geschnitzte Uhr.

Unserer Meinung nach ist dieses Gebäude wohl das spektakulärste und am aufwändigsten gestaltete  des gesamten Marktplatzes bzw. Oberen Marktes!


Inserat der Salzkammergut-Apotheke in einer Häuserliste (um 1913)


Blick vom Marktplatz in die Traungasse; altes Foto o. J. 
rechts das Eckhaus Traungasse 5-7/Marktplatz 15


Zeichnung von Salzkammergut-Druckerei erhalten (o. J.)

Die folgenden Innen- und Detailnahmen aus dem Jahr 2018 stammen von Sebastian Schwayer.
 

 

Die folgenden Fotos stammen von Franz Six. Sie wurden in den letzten Wochen aufgenommen.

  






Der Beitrag wurde von Holger Höllwerth und Franz Six gestaltet.


Den Wechsel in der Führung der Konditorei Grellinger am 1. August 2019 nahmen wir zum Anlass, um wieder einmal bewusst zu machen, über welches Juwel die Stadt in dieser kreativen Handwerkskunst verfügt.

Die Traditionskonditorei Grellinger

Traditionskaffee Konditorei Grellinger
Franz-Joseph-Platz 6
Gmundens älteste Konditorei

 
           1898                                                                   heute

Kein Menschenkind, wie ernst es sei, geht dort, wo Süßes ist, vorbei."
Diese Worte schrieb der zeitweise in Gmunden lebende österreichische Dichter Franz Keim am 22. September 1911 ins Gästebuch und brachte damit wohl das zum Ausdruck, was vor und nach ihm viele empfunden haben, die - angelockt von den süßen Köstlichkeiten - in dem weitum bekannten Café am Franz Josef Platz in Gmunden eingekehrt sind.

Firmenchronik:
Gmundens älteste Konditorei wurde 1888 von Ferdinand Zehden im bereits 1550 urkundlich erwähnten „Stadtmaurerhaus im See-Stadtl" gegründet, aber schon zehn Jahre später von dem aus der Schweiz stammenden Jean Grellinger erworben. Befähigt durch hervorragendes fachliches Können und Praxis in führenden internationalen Häusern (u. a. Rumpelmayer/Nizza und Demel/Wien) und tatkräftigst unterstützt von seiner von der Wiener K. u. K. Hofzuckerbäckerei Gerstner kommenden Gattin Hermine, gelang es Jean Grellinger das Unternehmen zu einem der führenden Gmundner Gastbetrieb aufzubauen und sich jenen Namen zu schaffen, der die Café- und Confiserietradition des Hauses begründen sollte.
Grellinger wurde alsbald königlich-herzoglicher Hoflieferant der Fürstenhäuser Cumberland-Hannover, Braunschweig-Lüneburg, der spanischen Bourbonen und Toscana, die zu dieser Zeit ihre Exilhofhaltungen in Gmunden bzw. Altmünster führten.
Im „Kleinen Café mit Atmosphäre" am Franz-Josef-Platz hielten aber auch schon damals im „Fin de Siècle" die zahlreich anwesenden Künstler Cercle - bei „Creme de jour Mokka“, Gefrorenem, feinsten „Entremets" und „Bonbons fins“. Peter Altenberg kritzelte mehrmals seine literarischen Ergüsse und Bonmots auf eine Marmortischplatte, und es ist nicht ausgeschlossen, dass Ralph Benatzky, der mit seiner Gattin, der Diseuse Josma Selim, drei Jahre lang während der Sommermonate 1917, 1918 und 1919 als Untermieter im Hause der Konditorei Grellinger logierte, hier Inspiration für „A Mehlspeis..." gefunden hat.

                                              
Peter Altenberg  


Ralph Benatzky

Hugo von Hofmannsthal traf sich hier mit Max Mell; Arthur Schnitzler schwärmte für dunklen Kakao, Richard Strauss vermied - trotz allem „linienbewusst" - auf Schlagobers, und Wernher von Braun hatte - Jahrzehnte später - nur Zeit für einen „Steh-Expresso" und ein Autogramm!
Das wiederholt in in- und ausländischen Publikationen zitierte Grellinger-Gästebuch ist ja wirklich für Gmunden zu einer Art kulturhistorischen Dokumentation geworden, spiegelt es doch nicht nur die Anziehungskraft des Traunsees wider, sondern es ist auch mit ein Bindeglied von der großen Kurstadtepoche zum modernen Tourismus.
In der Salzkammergut-Ausgabe der deutschen Reisezeitschrift MERIAN Heft 1, 31 Jahrgang, aus dem Jahr 1978 wird es beispielsweise neben dem Ischler „Zauner" und dem Mondseer „Frauenschuh" als „traditionsreicher Glanzpunkt typisch österreichischer Gastlichkeit“ und wegen der Qualität der Erzeugnisse hervorgehoben.
Jean Grellingers Sohn Johann Grellinger wurde in alter Familientradition als Nachfolger aufgebaut. Er geht ebenfalls - wie schon sein Vater zuvor - zu Rumpelmayer nach Nizza. Doch da er in Gmunden einer jungen Anwaltsgehilfin die Ehe versprochen hat, kehrt er zurück.
Auch in den zwanziger Jahren kommen die Künstler ins Haus. Am öftesten der Komponist Erich Wolfgang Korngold. Er hat von seinem Schlösschen Höselberg in Gschwandt nicht allzu weit. Im Mai 1927 ist er nach einem kleinen Braunen endlich zu einem Eintrag ins Gästebuch bereit: Er zeichnet Noten und die dazupassende Textzeile: „Glück, das mir verblieb, Rück zu mir, mein treues Lieb…“ und darunter „Die tote Stadt".
Zu allen Zeiten lieben die Schauspieler/- und Sänger/-innen den Grellinger: Maria Jeritza, Klaus Kinski, Hildegard Knef…. 1938 widmet der süß verzauberte Ufa-Star Zarah Leander den altgewordenen Grellingers einen herzlichen Foto-Gruß unterschrieben mit „Meinen Freunden". Noch im selben Jahr übernimmt Johann Grellinger mit Mathilde die Konditorei.
Seit 1930 pachtete man im Nebenhaus einen „Raucher-Salon". Doch die Zeiten sind schlecht. Wie soll man die Qualität halten, wenn die wichtigsten Zutaten fehlen? Eine Sonderzuteilung für Zucker der Konditoren-Innung von Linz weist z. B. einmal im NS-Landkreis Gmunden 23 Konditoren aus. Johann Grellinger erhält 100 Kilogramm, Viktor Zauner werden hingegen 550 bewilligt. Aber auch die schreckliche NS-Zeit hat ein Ende, und in Gmunden kehrt langsam die Vorkriegskundschaft wieder ein. Neue Liebhaber müssen aber gegen die herrschende Not erst gewonnen werden.
Johann Grellingers Sohn Hans Georg übernimmt mit seiner Frau Arntraute 1973 das Haus. Er kann wie seine Ahnen auf eine erstrangige Ausbildung verweisen. Honold in Zürich, Hanselmann in
St. Moritz, Filips Hovkonditorei Stockholm und der Heiner in Wien lauten die Stationen seiner Approbation. Plötzlich reißt ihn aber sein versagendes Herz aus dem Leben. Arntraute Grellinger führt das Geschäft solange weiter, bis sie den passenden Nachfolger gefunden hat.
Am 1. Mai 1986 überschreibt Frau Arntraute, die letzte „Grellinger“, ihr Café an Wolfgang und Hildegard Brenner. Internationale Erfahrung prägt damit bis heute die Geschichte der Konditorei. Der junge Meister, der von seiner ersten Konditorei im nahen Vorchdorf nach Gmunden kommt, hat bereits als erster Patissier im Wiener Imperial reüssiert. Ab 1. August 2019 folgt Sebastian Brenner den Eltern nach.
Die Zeit und die Gesellschaft haben sich gewaltig geändert, aber das Café Grellinger hat zwei Weltkriege, Krisenzeiten, Rationierung und Besatzungszeit überdauert und ist noch heute führend.

Grellingers „Süßes Programm" offeriert keine Massenware, sondern originelle Qualitätsartikel und viele „Süße Souvenirs" aus Gmunden - für den individuellen Geschmack. Diese werden aus besten Rohstoffen in eigener Backstube und Confiserie und Eiserzeugung hergestellt. Und darum findet man auch immer wieder zum GRELLINGER.


Prominente Gäste sind mit ihren Fotos sowie mit ihren Bonmots, Grüßen und Unterschriften im Lokal präsent.

Zusätzliche Informationen und Fotos
Gmundens älteste heute am Franz-Joseph-Platz 6 gelegene Konditorei wurde 1888 von Ferdinand Zehden gegründet. Zehn Jahre später erwarb sie der Schweizer Jean Grellinger. Befähigt durch hervorragendes fachliches Können und Praxis in führenden internationalen Häusern (u. a. Demel/Wien) und tatkräftigst unterstützt von seiner Gattin Hermine gelang es Jean Grellinger, das Unternehmen zu einem der führenden Gmundner Betriebe aufzubauen und sich jenen Namen zu schaffen, der die Café- und Confiserietradition des Hauses begründen sollte. Grellinger wurde alsbald königlich-herzoglicher Hoflieferant der Fürstenhäuser Cumberland-Hannover, Braunschweig-Lüneburg, der spanischen Bourbonen und Toscana, die zu dieser Zeit ihre Exilhofhaltungen in Gmunden bzw. Altmünster führten. Im „Kleinen Café mit Atmosphäre“ hielten die zahlreich anwesenden Künstler ihre Zirkel ab. Zu diesen gehörten Hugo von Hofmannsthal, Max Mell, Arthur Schnitzler und Richard Strauss. Peter Altenberg kritzelte mehrmals seine literarischen Ergüsse und Bonmots auf eine Marmortisch-Platte.
Vor den Grellingers gab es seit 1888 an diesem Standort die Konditorei des Kalkwerkbetreibers Joseph Zehden. 1898 übernahm der Schweizer Johann/Jean Grellinger die Konditorei Zehden und nannte sie "Confiserie J. Grellinger". Seit diesem Jahr war auch das Haus im Besitz dieser Familie. Dessen Aufstieg zu einem Traditionsbetrieb erfolgte noch in den letzten Jahren der Monarchie, denn damals wurden dessen Waren auch an die Vertreter des Hofes verkauft. Grellinger stieg zum k. k. Hoflieferanten auf. Die Konditorei wurde ein Treffpunkt für viele illustre Gäste der Kurstadt, denn die Konditorei Grellinger war weit über Gmunden hinaus berühmt. In ihr fühlten sich viel Gäste, vor allem Künstlerinnen und Künstler, wohl. Daher weist das Gästebuch der Konditorei Grellinger am Franz-Joseph-Platz eine Prominentenliste auf, die sich sehen lassen kann. In dem im Buch behandelten Zeitraum waren dies die Dichter und Literaten Arthur Schnitzler und Peter Altenberg, die Komponisten Richard Strauß, Erich Wolfgang Korngold, Franz Lehar, Emmerich Kalman und Ralph Benatzky. Auch der bekannte Haudegen Slatin Pascha hielt sich öfters in Gmunden auf, wohl nicht nur, um wie viele andere die Leckereien der Konditorei Grellinger zu genießen. Er besaß ja seit 1897 eine Villa in Traunkirchen und kam jeden Sommer von Schwarzafrika an den Traunsee und dabei auch immer mal nach Gmunden.

Fotos u. a. aus der Website der Firma
 





Eintrag von Korngold im Gästebuch im Mai 1927

„Glück, das mir verblieb, rück zu mir, mein treues Lieb…“ und darunter „Die tote Stadt". Das ist also eine Textzeile aus dem Libretto der Korngold-Oper „Die tote Stadt“.

Diesen Beitrag hat Holger Höllwerth gestaltet. Unterstützt wurde er dabei durch die Chefin der Konditorei Frau Hildegard Brenner.